„Charakterstudie“ von Galileo feiert Premiere

Theaterverein Wetter feiert am 24. März Premiere mit Bertolt Brechts „Das Leben des Galileo“

Wetter. Der italienische Universalgelehrte Galileo Galilei hat es wahrlich nicht leicht. Anstatt sich ausschließlich mit seinen physikalischen und astronomischen Forschungen befassen zu können, muss er seinen Lebensunterhalt als Mathematiklehrer, mit Privatschülern und durch nützliche Erfindungen verdienen. Und selbst als er die bahnbrechende Entdeckung macht, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern umgekehrt, werden ihm erneut Steine in den Weg gelegt. Die katholische Kirche untersagt ihm die Verbreitung seiner Lehren, und die Inquisition droht gar mit Folter.

Die Bürde dieser Last teilen sich auf der Bühne in Wetter zwei Darsteller: Rüdiger Clasani spielt den Galileo mit Ende 40, Hans Kaiser ab der zweiten Hälfte des Stücks den gealterten, erblindenden Wissenschaftler. Der Wetteraner Theaterverein bringt Bertolt Brechts Drama „Das Leben des Galilei“ im März und April auf die Bühne der Stadthalle.

23 Darsteller zwischen 9 und 69 Jahren proben seit Sommer vergangenen Jahres an dem Ausschnitt aus Galileos Leben. Beleuchtet werden dabei zwei Seiten des berühmten Universalgelehrten. Zum einen ist er mit seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Vertreter einer neuen Zeit, seiner Zeit aber noch voraus, sodass seine Forschungsergebnisse gegenüber den alten Denkweisen von Kirche und Obrigkeit nicht bestehen. Zum anderen ist er auch einfach nur Mensch, den Genuss-Sucht und Angst vor körperlichen Schmerzen zum Widerruf seiner Lehren treiben.

Clasani und Kaiser gelingt es dabei, diesen vielschichtigen Menschen hinter dem Wissenschaftler facettenreich darzustellen. Unter der Regie von Jürgen Helmut Keuchel erwächst das Bild eines von seinem Erkenntnisdrang getriebenen Wissenschaftlers, der revolutionär in seinem Denken ist. In seinem Handeln jedoch zeigen sich Rücksichtlosigkeit und Maßlosigkeit, Anteilnahmslosigkeit gegenüber der eigenen Tochter und wenig Verantwortungsbereitschaft. Reue und Selbstkritik am Ende des Stücks lassen den Zuschauer Anteil nehmen an dem Gelehrten, der es nicht immer möglich macht, Mitleid mit ihm zu empfinden.

Beinahe als eine Art Charakterstudie könnte das Stück angesehen werden. Das Bild des Galileo komplettieren die übrigen Darsteller, die mit ebenso viel Leidenschaft wie Energie ihren Figuren Leben einhauchen.

Vorführungen sind am 24., 25., 26. und 31. März sowie am 1. und 2. April. Die Freitags- und Samstags-Vorstellungen beginnen um 20 Uhr, die Vorstellungen an den beiden Sonntagen um 19 Uhr. Der Kartenvorverkauf startet am 27. Februar.