Der Vorname

„Man hat keine Wahl…“ – so beginnt Erzählerin (Beate Wagner) ihren Auftritt in der neuen Produktion des Theatervereins Wetter, und es ließe sich leicht ergänzen: „… das Stück anzusehen.“ Denn „Der Vorname“ (französischer Originaltitel: „Le Prénom“) von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière ist derart kurzweilig und amüsant von Regisseur Jürgen Helmut Keuchel inszeniert, dass es schon fast einen Verlust bedeuten würde, die Version des Theatervereins nicht gesehen zu haben. Wortwitz und Situationskomik mit gesellschaftskritischen Tönen und Einblicke in problematische Charakter-Konstellationen werden so leicht serviert wie das Abendessen der Gastgeber in dem Stück.

Den teils schnellen, wortgewaltigen Schlagabtausch zwischen dem Ehepaar Elisabeth und Pierre Garaud (Ute Uffelmann-Marquardt und André Mettken), Elisabeths bestem Freund Claude Gatignol (Rüdiger Clasani), Elisabeths Bruder Vincent (Benjamin Schmidt) und dessen schwangeren Frau Anna (Cathrin Fischbach) meistern die Darsteller mit Leichtigkeit. Ihren Figuren hauchen sie auf ganz individuelle Art und Weise mit Mimik und Gestik eine jeweils spezielle Charakteristik ein.

Und die hat es ganz schön in sich: Vincent macht sich bei einem gemeinsamen Abend einen Spaß daraus, Schwester, Schwager und Freund erst den geplanten Vornamen des noch ungeborenen Kindes raten zu lassen und sie schließlich damit zu schocken, dass sein Sohn Adolphe (französische Variante des Namens Adolf) heißen soll.

Der Name nehme Bezug zu „einer bedeutenden literarischen Figur“ – „Adolphe“ von Benjamin Constant. Doch die Schreibweise mit „ph“ statt mit „f“ ändert nichts: Elisabeth, Pierre und Claude verbinden mit diesem Namen ganz klar nur eine Person: Adolf Hitler. „Das ist kein Vorname – das ist die Verherrlichung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, konstatiert Claude und Pierre redet sich erst richtig in Rage. Vincent reagiert trotzig, will seinen Sohn nun erst recht „Adolf mit einem f“ nennen. Die drei Männer fahren schnell zur Höchstform auf, während Elisabeth – hin und her gescheucht zwischen erstem und zweitem Gang des Abendessens – zwar nur Ausschnitte der Diskussion mitbekommt, dennoch nicht weniger emotional um die Zukunft ihres Neffen bangt. Die verspätete Ankunft von Anna trägt erst einmal nicht zur Beruhigung der Situation bei. Und schließlich wird klar: Nicht der Vorname ist das Problem, sondern ein ganz anderes Geheimnis.

Aufführungstermine:
27.03., 28.03., 29.03., 03.04., 04.04., 05.04.2020 jeweils um 20:00 Uhr
Die Aufführungen Sonntags beginnen bereits um 18:00 Uhr

Ort: Stadthalle Wetter (Hessen), Schulstraße