Erste Kostümprobe für „Das Haus in Montevideo“

Quirliges Durcheinander im Kostümfundus auf dem Klosterberg: Die Schneiderinnen Susi Trier und Helga Hübener hatten für die ersten der 26 Schauspieler eine Garderobenstange voll mit schrecklich Schönem aus der Zeit der 50er/60er Jahre parat. Für die Kinder, die die 11 Geschwister der Professorenfamilie Nägler spielen, gab es viel zu lachen, als sie altbackene Kniebundhose, Lederhose und Hosenträger angezwickt bekamen oder sich an ihre Flechtzöpfe gewöhnen mussten.

Zusammen mit Mutti (Sandra Erkel) und Papi (Rüdiger Clasani) sind sie bei ihrem Sonntagsspaziergang eine wahre Vorzeigefamilie, wenn auch nicht ganz vollzählig. Von groß nach klein: Konstantin Zapf, Paul Muth, Tim Wagner, Michelle Payer, Cedric Barth, Franziska Brössel, Elli Zapf und das Geburtstagskind Emily Batz. Leider fehlen auf dem Bild Maria Thierfelder, Dorothé Zapf und Louis Gleisner-Kuss.

Rüdiger Clasani gibt ein wunderbar antiquiertes, schulmeisterliches und militantes Familienoberhaupt ab, hat als Professor Nägler seine Großfamilie jederzeit im Griff. Es wird deutsches Liedgut gepflegt, gedrillter Frühsport exerziert und am 4 m langen  Mittagstisch werden Konjugationen abgefragt und – wenn nötig – Ohrfeigen verteilt. Die bekommt seit Januar der Älteste der Prachtkinder, Parcifal, gespielt von Konstantin Zapf, zu spüren.

Die moralische Ordnung wird jäh gestört, als eine scheinbar anrüchige Erbschaft lockt, eben das unbekannte „Haus in Montevideo“.

Mit vereinten Kräften, mit viel Schnaps und Wein und Überredungskunst wird Professor Nägler (Rüdiger Clasani, links) von seiner Frau (Sandra Erkel), dem trinklustigen Bürgermeister (Hans Kaiser) und dem unverblümten Pastor (Herbert Mettken, rechts) so lange bearbeitet, bis er sturzbetrunken einsieht, dass er sich das Haus in Montevideo doch mal anschauen sollte. Die Szene, die als freundschaftliches Kartenspiel beginnt, wird von den Regisseurinnen Ingrid Hintze und Sabine Kaiser immer wieder angefeuert: „Mehr trinken… Anstoßen… Zuprosten…“ und endet in einem hemmungslosen Stammtischgejohle. Die Lachsalven sind schon jetzt – 2 Monate vor der Premiere – so urkomisch und reißen unweigerlich alle Probenzuschauer mit, da stört es gar nicht, dass der Text noch auf dem Tisch liegt und die Schauspieler zwischen Textblatt und Schnapsglas hin und her schielen und im Zuprosten umblättern müssen.

In Montevideo gibt es dann keine Kittelschürzen und Blümchenkleidchen mehr, die Röcke werden kürzer, die Ausschnitte tiefer und die Damenkleider durchsichtiger.

Ein Kulturschock für den deutschen Biedermann, der ein bisschen überfordert ist mit der vollblütigen Hausdame Madame de la Rocco (Daniela Fruth), die ihn mit Fächer und Federboa ganz schwindelig macht. Und so hat er einige Mühe, das Geheimnis um das Haus in Montevideo zu lüften.

In weiteren Rollen sehen Sie: Maria Thierfelder (als heiratsfähige Tochter Altanta), René Römershäuser (ihr Verlobter Herbert), Oliver Batz (als arroganter, geschniegelter spanischer Anwalt Cortez), Beate Wagner (als Hausangestellte Martha), Simone Jungnickel (Zimmermädchen Belinda in Montevideo), Marie Bruns (Carmencita in Montevideo) und zusammen mit der Marburger Sängerin Ulla Keller eine Reihe von Tänzerinnen aus der Tanzschule StepIn.

Premiere Das Haus in Montevideo: 24. Juni Freilicht auf dem Klosterberg.

Weitere Vorstellungen: 25. + 26. Juni und 1. + 2. Juli.