Dr. Joachim Hitze gestorben

Wir trauern um unseren langjährigen Regiesseur Dr. Joachim Hintze, der am 20. Februar im Alter von 69 Jahren verstorben ist. In den  18 Jahren von 1988 bis 2006 hat Dr. Hintze in 33 Produktionen Regie geführt und den Theatreverein durch sein außerordentlich großes Engagement und einmaliges Fachwissen als Theaterwissenschaftler weit über die Grenzen Wetters hinaus bekannt gemacht.

Joachim Hintze wurde am 15. Oktober 1942 in Goldap/Ostpreußen geboren. Nach Vertreibung und Flucht verbrachte er seine Schulzeit in Westfalen (Abitur 1962 in Essen).

Die Faszination der Bühne erfaßte ihn schon als Kind. Der Riese in einem Märchen fraß Käfer. Anlaß für ihn, nächtelang nicht zu schlafen. Die entscheidende Begegnung mit dem Theater hatte Hintze, als er an den Städtischen Bühnen Essen mit dem berühmten Jean-Louis Barrault zusammentraf, der als Gastregisseur Paul Claudels „Das Buch des Christoph Columbus“ inszenierte.

Das Erlebnis des „totalen Theater“ war mitbestimmend für die Wahl seines Studiums. Von 1962 bis 1968 studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Marburg und Berlin. Dazu kamen Archiv-Studien in Wien und München. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit blieb er dem Theater durch Arbeiten an Bühnen in Essen und Berlin (Bühnenbild und Regie) erhalten. Sein Studium schloß Joachim Hintze 1968 mit einer Promotion über „Das Raumproblem im modernen deutschen Drama und Theater“ ab.
Danach wählte er zunächst die wissenschaftliche Laufbahn, publizierte zu Themen aus Literatur und Theater, unter anderem zur Klassiker Rezeption und lehrte als Dozent bis 1979 an der Philipps-Universität Marburg. Wie bei vielen Dozenten fiel seine Stelle einer kultuspolitischen Neuorientierung zum Opfer.
Daraufhin ging Hintze vorrangig in die Theaterpraxis, blieb aber der Universität als Lehrbeauftragter verbunden. Er arbeitete als Dramaturg, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Jugendtheater am Marburger Schauspiel.

Es folgten theaterpädagogische Projekte und theaterhistorische Dokumentationen. Dazu arbeitete Hintze als freier Regisseur.

Sein erster Kontakt zu Wetter war 1980 die Inszenierung des Grenzegangsfestspieles „Wetteranus est“.
Nachdem er das Stück mit einem eigenen Vorspiel 1987 noch einmal auf dem Wetterschen Marktplatz realisiert hatte, ergab sich durch das Engagement der Mitspieler die weitere Zusammenarbeit.
Im Dezember 1987 wurde der Theater- und Festspielverein Wetter gegründet. Bis 1991 entstanden unter der künstlerischen Leitung von Dr. Joachim Hintze die Inszenierungen: Weisenborns „Ballade vom Eulenspiegel“, „Treffpunkt Hotel“ (Einakter verschiedener Autoren) und Sternheims „Die Hose“. Als Autor trat er bereits 1989 mit dem Stück „Lutrudis oder das Weistum von Wetter“ in Erscheinung, mit dem er anläßlich des 750-jährigen Stadtjubiläums ein wichtiges Jahrzehnt der mittelalterlichen Geschichte Wetters erfolgreich in Szene setzte. Als Autor von: „Wer wir waren – Wer wir sind“ unternimmt er den Versuch, die jüngste deutsche Geschichte einem breiten Publikum mit den Mitteln des Theaters nahezubringen. Bis 2006 führt Dr. Joachim Hintze in insgesamt 33 Produktionen Regie, darunter auch in Musicals wie „Dreigroschenoper“, „Cabaret“ oder „Moulin Rouge“.

In 2007 wird er zum Ehrenmitglied des Theater- und Festspielverein Wetter e.V.