Neues Stück mit „12 Geschworenen“
„Im Zweifel für den Angeklagten“ – dieser Ausdruck im neuen Stück des Theatervereins Wetter ist nicht nur das wohl bekannteste Sprichwort aus der Rechtssprache, sondern die Grundthematik, um die sich alles dreht. 13 Darsteller rund um Regisseur Jürgen-Helmut Keuchel begeben sich seit Oktober 2023 regelmäßig in ein Geschworenenzimmer der 1950er Jahre im sozialkonservativ und materialistisch geprägten Amerika.
Das Stück „Die zwölf Geschworenen“, für das die Mitglieder des Theatervereins ein- bis zweimal pro Woche proben, spielt in einer Zeit, in der die USA ein starkes Wirtschaftswachstum erleben, der Fernseher in immer mehr Haushalten Einzug hält und im Süden weiterhin die Rassentrennung besteht. Vor diesem Hintergrund kommen zwölf Repräsentanten unterschiedlicher Gesellschaftsschichten zusammen, um ein Urteil über einen 19-Jährigen mit Migrationshintergrund zu fällen, der seinen Vater ermordet haben soll.
Das Stück beginnt, als sich die zwölf Geschworenen nach sechs Verhandlungstagen zur Urteilsfindung im Geschworenenzimmer zusammenfinden. Das Urteil muss einstimmig sein, damit der Schuld- oder Freispruch verkündet werden kann. Nach einem anfänglich-oberflächlichen Wortwechsel unter Fremden wird nach einer ersten Abstimmung deutlich: Hier gilt nicht der Verfahrensgrundsatz – die Unschuldsvermutung –, sondern für elf der zwölf Geschworenen ist ganz klar: „Der Junge ist schuldig!“
Um die Geschworene Nummer 8 davon zu überzeugen, argumentieren die anderen nicht nur mit „Tatsachen“ anhand der Zeugenaussagen, sondern immer wieder sind Vorurteile und rassistische Äußerungen zu hören. Es kommt zu Diskussionen und Wortgefechten, sogar Handgreiflichkeiten. Anhand ihrer Argumentationslinie – Unstimmigkeiten aufzuzeigen, die einen begründeten Zweifel an der Schuld des Angeklagten zulassen – überzeugt Nummer 8 nach und nach weitere Geschworene von der Beweislastregel. Doch einige, vor allem Nummer 3, 4 und 10, sind schwer zu überzeugen.
So thematisiert das Stück Gegenwartsproblematiken in einem distanzierten Umfeld – es spielt im fernen Amerika in einer Zeit, die rund 70 Jahre zurückliegt. Und dennoch könnte die Thematik kaum aktueller sein. Es geht um Toleranz und Intoleranz, Vorurteile und Verantwortung. Es wird vorgeführt, wie eine einzelne Person die Meinung von mehreren beeinflussen kann – und letztendlich auch, wie Demokratie funktionieren kann oder woran sie scheitert.
„Die zwölf Geschworenen“ geht auf das Fernsehspiel des amerikanischen Drehbuch- und Bühnenautors Reginald Rose zurück, das 1954 ausgestrahlt wurde. Für den Film aus dem Jahr 1957 führte Sidney Lumet Regie. Die Dramafassung für die deutsche Bühne von Horst Budjuhn bringt der Theaterverein am 15., 16., 17. sowie 22., 23. und 24. März 2024 auf die Bühne der Stadthalle Wetter.
Die Darsteller sind:
Obmann/-frau – Sonja Scherer
Nr. 2 – Linn Eckert
Nr. 3 – Uwe Fischbach
Nr. 4 – Bärbel Kahle
Nr. 5 – Franz Mehring
Nr. 6 – Andreas Marquardt
Nr. 7 – Benjamin Schmidt
Nr. 8 – Simone Batz
Nr. 9 – Herbert Mettken
Nr. 10 – Hans Kaiser
Nr. 11 – Sabine Kaiser
Nr. 12 – André Mettken
Gerichtsdiener – Helmut Konnerth
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