Kritik der OP Marburg März 2013

Turbulentes Chaos macht allen Spaß

Nach Jeanne oder die Lerche hat der Theaterverein Wetter am Wochenende mit der Komödie „Und alles auf Krankenschein“ am ersten Spiel-Wochenende rund 700 Zuschauer begeistert.

theaterverein-wetter-pressefoto

Als Freund von Doktor David Mortimore hat es sein Kollege Dr. Bonney wirklich nicht leicht. Es ist ein ganz normaler Arbeitstag kurz vor Weihnachten, als in ihrem Krankenhaus plötzlich Chaos ausbricht. Grund dafür ist die ehemalige Krankenschwester Jane Tate.

Nach „18 Jahren und neun Monaten“ kehrt sie an diesem Tag an ihre alte Arbeitsstätte zurück. Ihr Sohn Leslie ist vor kurzem 18 geworden und so hat sie ihm zähneknirschend die Wahrheit über seinen Vater erzählt: Er war ein junger Arzt in dem Krankenhaus, schon damals verheiratet und ist auch noch heute dort beschäftigt.

Mit der Ankunft des Jungen bricht das Chaos aus, denn Mortimore ist auch nach 18 Jahren ganz und gar nicht dazu bereit, zu der Wahrheit zu stehen. Sein Freund Bonney kann sich nicht dagegen wehren, in eine kuriose Geschichte nach der anderen verstrickt zu werden. Da wird Tate zu Mrs. Leslie, die gerade ihren Mann im Krankenhaus besucht hat, Bonney zum Vater von Tates Sohn Leslie. Am Ende ihrer haarsträubenden Notlügen stehen plötzlich sowohl Bonney und Mortimore als Oberschwester auf der Bühne.

In den männlichen Hauptrollen begeistern Rüdiger Clasani als Dr. Bonney und Oliver Batz als Dr. David Mortimore. Mit der überzeugend dargestellten Verzweiflung Dr. Mortimores, als sein ganzes Leben über ihm zusammenzubrechen droht, lässt Oliver Batz jeden einzelnen Zuschauer an seinen Gefühlen teilhaben. Clasani hält der Leistung von Batz ohne erkennbare Anstrengung stand und lässt sich von Wetters Ausnahmekomiker nicht an die Wand spielen.

Als weibliche Hauptdarstellerin geht Cathrin Seibert alias Jane Tate nicht neben den beiden männlichen Charakteren unter. Wunderbar schnippisch fügt sie sich zwar in die stets neu erfundenen Geschichten Mortimores, lässt aber ohne Zweifel ihre Meinung durchblicken. Auch zu der Besetzung der Rolle des Leslie Tate kann Regisseur Jürgen Helmut Keuchel nur gratuliert werden: Der junge Patrick Konnerth spielt gekonnt den verzweifelten jungen Mann und stellt sogar die anfänglichen Bauchschmerzen sehr überzeugend dar.

Das Vorhaben nach den vergangenen ernsten Stücken „einfach mal wieder etwas zum Lachen, etwas unterhaltsames“ auf die Bühne zu bringen, wie Vorsitzender Helmut Konnerth es formulierte, macht allen Beteiligten sichtlich Spaß. Zumal der Engländer Ray Cooney auch einfach richtig gute Boulevardkomödien schreibt und Regisseur Keuchel ein Händchen für Komödien hat.

Der minutenlange Applaus der Zuschauer zeigt, dass der Spaß auch beim Publikum bestens ankommt.