Tom Sawyer feiert grandiose Premiere

Estheaterverein-wetter-tom-sawyer-bild-22 gab verdient lange Applaus bei der ausverkauften Premiere von „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ auf dem Klosterberg. Mark Twains abenteuerliche Geschichte wurde mit viel Spielwitz, Situationskomik, Romantik und Gefühl mitreißend und kurzweilig vom Theaterverein Wetter inszeniert.

Alexander Reitz und Tim Wagner sind Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Und sie sind es wirklich. Alexander Reitz, rotzfrech, druchtrieben, und doch so herzlich liebenswert, dass man ihm nichts übel nehmen kann. Vor allem dann nicht, wenn er seine imposante Tante Polly, gespielt von Sandra Erkel, mal wieder mit dicken Umarmungen, einer beeindruckenden Mimik und einer glockenklaren Stimme um den Finger wickelt. Tim Wagner holt in der Rolle als Huck seine ganze Coolness heraus, ist ganz der dicke Kumpel, die ehrliche Haut, die jeder im kleinen Örtchen St. Petersburg verkennt. Ein wunderbares Paar, die dicken Freunde, die dieses Stück braucht.

Dazu eine imposante Tante Polly, die durch die Darstellerin Sandra Erkel so manchen Szenenapplaus auslöst, wenn sie bühnenfüllend mit den Augen rollt, Tom Sawyer fast zu Tode herzt oder sich beschwipst in Lachsalven ergießt. Großen Szenenapplaus gab es für die wortlose Einlage von Ingrid Klinger-Günther, deren endloses Geschwafel als Zeugin Mrs. Rogers bei Gericht köstlich pantomimisch dargestellt wird und in illustrer Pose eingefroren wird.

Das macht die Wechsel zwischen Hauptbühne, Pirateninsel und Steg so interessant, dass man sich ertappt, die „eingefrorenen“ Darsteller genau zu beobachten, während es schon auf dem Nebenschauplatz weiter geht. Mit 7 Aufgängen und einer Pirateninsel bricht Bühnenbauer Harald Günther alle bisherigen Rekorde und hat so eine zauberhafte Südstaatenwelt auf dem Klosterbertheaterverein-wetter-tom-sawyer-bild-27g erschaffen. Inklusive Bootsstege und Hafenbecken. Der perfekte Spielraum für die klischeehaft angelegten Charaktere: Für den züchtigenden Lehrer (Herbert Mettken) à la Meister Lempe, den seelenheilbringenden Pfarrer (Harald Althaus), den Inbegriff von tratschenden Nachbarinnen (Ingrid Klinger-Günther und Hanne Waldmann), das fiese und mordende Halbblut (Uwe Fischbach), die kratzbürstigen Mädchen (Sarah Ziegler, Lea Klemke, Eleonore Zapf, Linn Eckert, Franziska Reitz), die rauen Straßenjungs (Jasper von Schenck und Louis Gleisner-Kuss). Der etwas derbe Ton von Mark Twain wirkt im Kontrast zu steifen Kragen und den feinen Schleifchen auf seine Art.

Kurzweilig von den Regisseurinnen Sabine Kaiser und Ingrid Hintze inszeniert, köstlich ausgespielt von den 22 Darstellern, davon sechs neue Jugendschauspieler, ist man nach knappen 1 3/4 Stunden enttäuscht, dass es keine Fortsetzung gibt.